Wieso klingen Zahnarzt-Bohrer so schaurig?

Mittwoch, 6. November 2019

Da kann ein Zahnarzt noch so nett und kompetent sein - man ist froh, wenn man seine Praxis nicht von innen sieht. Ein Loch im Zahn zu reparieren, ist unangenehm für Patienten. Schon allein dieses Geräusch beim Bohren ... Muss das sein?

Kaum betritt man die Zahnarzt-Praxis, hat man es auch schon in den Ohren: dieses grässlich hohe Surren des Bohrers. Es gehört zu den unbeliebtesten Geräuschen überhaupt, vielen Menschen jagt es eine Gänsehaut über den Rücken. Der Fluchtimpuls ist stark, aber Kneifen gilt nicht, das Loch im Zahn muss schließlich weg. Also Platz genommen auf dem Hightech-Sessel, schicksalsergeben, und … Spritze, bitte. Das ist schonmal die halbe Miete. Aber eben nur die halbe. Denn dann startet der Bohrer, dessen Dauerton durch Mark und Bein geht. Warum nur muss der so scheußlich klingen? dentalbohrer

 

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Piepen, Summen, Kreischen
Die fiesesten Geräusche
Pure Technik. Und zwar eine, über die man durchaus ins Schwärmen geraten kann: Wie Alexander Lehnartz sagt, schafft die Turbine (so heißt dieser Bohrer) bis zu 500.000 Umdrehungen pro Minute. "Dafür muss eine Gerätschaft auch einmal lauter werden", findet der Zahnarzt aus Münster. Er selbst nennt die Turbine "Kreischer". So richtig schön findet also auch Lehnartz das Geräusch nicht. Kein Wunder: Bei unseren Verwandten in der Urzeit wiesen schrille Töne oft auf Gefahr hin. Das hat sich das menschliche Gehirn bis heute gemerkt. So reagiert es bei Tönen zwischen 2000 und 5000 Hertz weiterhin mit einem Alarmsignal - selbst wenn die Situation harmlos ist. In diesen Frequenzbereich fällt auch der Turbinenbohrer.(turbinen zahnarzt)



Das Buch ist bei LV-Buch Münster erschienen und kostet 19,95 Euro.

Und egal wie er klingt: Lehnartz weiß zu schätzen, was dieser Bohrer leistet. Denn nein, ein Zahnarzt bohrt nicht aus Spaß an der Freud‘, sondern weil es sein muss – aus folgendem Grund: Kariesbakterien breiten sich im Zahn weiter aus als man zunächst sehen kann. "Den Eisbergeffekt gibt es auch bei Karies", sagt Lehnartz. "Das Loch im Zahn selbst ist insgesamt viel größer als es von außen scheint." Deshalb also steckt der Zahnarzt auf die Turbine einen diamantgeschliffenen Bohraufsatz, einen Schleifkörper. Irre schnell drehend, vergrößert dieser Schleifkörper die sichtbaren Kariesschlupflöcher zu einer Höhle – so weit, bis alle kariesbefallenen Zahnteile weggefräst sind und außerdem die Füllung im Loch gut halten kann.

 

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